Lebendige Inklusion von gehörlosen Menschen

Marianela Von Schuler-Alarcon

In der Praxis von Marianela von Schuler-Alarcon (im Bild) ist vieles anders. Zur Begrüßung zeichnen die beiden Finger der Zahnarzthelferin ein Herz auf der linken Brust, danach zieht sie ihre nach oben geöffneten Handflächen von rechts bis vor den Bauch: „Herzlich willkommen“. Die Zahnarzthelferin ist ebenso gehörlos wie der Patient. Das ist einzigartig in Deutschland.

300.000 gehörlose und an Taubheit grenzend schwerhörige Menschen leben in der Bundesrepublik. Eine zweite Zahnarztpraxis, in der sie so begrüßt werden, gibt es nicht. Das ist ein großes Problem. Die gehörlosen Patienten haben Hemmungen zum Zahnarzt zu gehen, da sie nur selten verstehen, was behandelt werden muss und wie das geschehen soll. Viele gehörlose Menschen gehen nur zum Zahnarzt, wenn es unbedingt nötig ist. Deshalb kämpfen sie mit einem schlechten Zustand ihrer Zähne: Gehör­lose Menschen haben im Schnitt dreimal so viele Füllungen und fünfmal so viele Extraktionen wie hörende Patienten.

Durch Zahnarztpraxen, in denen auf die Bedürfnisse von gehörlosen Menschen eingegangen wird, können somit nicht nur gehörig Gesundheits­kosten eingespart werden, sie erhöhen auch die Lebensqualität der Gehör­losen und helfen, diese auf lebendige Art und Weise in die Gesellschaft zu inkludieren. Das Potenzial ist groß: Allein 500 spezialisierte Zahnarzt­praxen wären nötig, um den Bedarf der gehörlosen Menschen zu decken.

IN DEAF MED möchte ein Bewusstsein für die Kultur und die Bedürf­nisse der gehörlosen Menschen schaffen und die Verbreitung des Modells vorantreiben. Sie können uns dabei helfen!